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* Perhaps no single copy of Herbst’s Naturgeschichte der Krabben und Krebse’ contains all the title pages of the different parts, and hence quo-

tations from this work are full of inaccuracies.

The following table gives

the date of issue, number of plates, signatures, and pages of each Heft:

Volume. Heft. | Date. Plates. Signatures. | Pages. Il 1 1782 I A-L 1-86

I 2-9 1783 II-IX. M-Z 87-182

il 6 1785 X-XIll Aa-0c 183-206

I 7 1788 XIV-XVIl Dd-Gg 207-238

I 8 1790 XVILI-XXI Hh-Mm | 239-274 II il 1791 XXIU-XXV A-F 1-48 II 2 1792 XXVL-XXIX G-K 49-78 II 3 1793 XNXXXXI L-N 79-98

a + 1793 XXXIV-XXXVI- 0-T 99-146

Il 5 1794 | XXXVIO-XL U-X 147-162

II 6 et seg. | 1796 XLI-XLVI Y-F£ 163-226 1081 1 1799 XLVII-L A-I 1-66 III 2 1501 LI-LIV A-F 1-46 III 3 1803 LV-LVIlI A-G 1-54 Ill 4 1504 LIX-LXII A-G 1-49

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VERSUCH

EINER

NATURGESCHICHTE

DER

KRABBEN uno KREBSE

= NEBST- EINER SYSTEMATISCHEN BESCHREIBUNG IHRER VERSCHIEDENEN ARTEN von | F0OHANN FRIEDRICH WILHELM HERBST

PREDIGER BEY DER MARIENKIRCHE Zu BERLIN, ORDENTLICHES MITGLIED DER

BERLINSCHEN GESELLSCHAFT NATURFORSCHENDER FREUNDE UND MEHRERER SOCIETATEN.

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ERSTER BAND

mit XXI Kupfer-Tafeln und Regifter.

MERAN EB:NB:E..oN, a EEE nn nn _ BERLIN uno STRALSUND, sex Gortrrtrrızss August Lance

179.0

mE, VERSUCH EINER NATURGESCHICHTE DER

KRABBEN wo KREBSE

NEBST EINER SYSTEMATISCHEN BESCHREIBUNG IHRER VERSCHIEDENEN ARTEN,

VoN

JOHANN FRIEDRICH WILLHELM. HERBST, Garnifon-und Kadetten- Prediger in Berlin; Mitglied der Churfürftl. Baierfchen oeconomifchen Gefellfchaft zu Burghaufen, der Berlinifchen Gefell- fchaft naturforfchender Freünde, und der Hallifchen naturforfchenden Gefellfchaft.

ERSTES HEFT

ZURILCH

_ TE L——— en mn, BEY JOH. CASPAR FUESSLY 1782.

DER PREISWÜRDIGEN GESELLSCHAFT

NATURFORSCHENDER FREUNDE ZU BERLIN

INGLEICHEN DER VORTREFLICHEN CHURFÜRSTLICH-BAIERSCHEN

SITTLICHEN unp OECONOMISCHEN

ea BSELESCHAFT ZU BURGHAUSEN

UND

DER VEREHRUNGSWERTHEN

NATURFORSCHENDEN GESELLSCHAFT

ZU SERA TE

EHRERBIETIGST GEWIDMET

VON IHREM

GEHORSAMSTEN FREUNDE UND MITGLIEDE.

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Vorerinnerung.

Rs ift einem jeden Naturforfcher bekannt genug, dafs zur Aufklärung der Naturgefchichte nichts gefchickter fey, als wenn alle einzelne Theile derfelben nach und nach forgfältig und gründlich bearbeitet werden. Mit je mehrerm Fleifs diefes gefchieht, je mehr hiebei ein jeder die befondern Gelegenheiten und vortheilhaften Umftände zu nutzen fucht, die fich ihm darbieten, und es inm leichter als andern machen, diefes oder jenes Feld der Naturgefchichte zu bearbeiten, defto eher wird es auch möglich feyn, jedes einzelnes Glied, der grofßsen Kette kennen zu lernen, ‘wodurch alle gefchaffne Dinge auf Er-

den

6 VORERINNERUNG.

den gleicham in ein Ganzes verbunden find. Diefer allgemein bekannten Wahrheit haben wir fo viele zum Theil prächtige Werke zu danken. Mit wie vielem Fleifs ift nicht fchon das zur Erforfchung neüer Wahrheiten fonft eben nicht fehr fruchtbare Fach der Conchyliologie bearbeitet? und die Infek- tenwerke, infonderheit über die Schmetterlinge, machen fchon allein eine kleine und koftbare Bibliothek aus. Andre Theile der Naturgefchichte hin- gegen, vornemlich diejenigen, die nicht fo f[chön in die Augen fallen, find bisher ziemlich vernachläfsiget. Selbft von denen nutzbarften Gefchöpfen , nemlich den Fifchen, haben wir er jezt etwas vollkommenes, und gründli-

ches dem Fleifs des gefchikten D. Blochs zu danken.

Auch von den Krebfen haben wir bis jezt wenig zufammenhangendes und gründliches aufzuweifen. - Auffer des Sacus von LEWENHEIMB Gammaro- logia, ein Buch, welches zu unfern Zeiten wenig mehr zu brauchen ift, wüfste ich kein Werk, welches ganz eigentlich von Krebfen handelte. Es fehlt uns zwar freilich nicht an Abbildungen; Allein fehr wenige find mit Ge- nauigkeit dargeftellet, die doch fchlechterdings nothwendig it, um fie in eine fyftematifche Ordnung zu bringen, und jede einzelne Art genau zu be- fimmen. Die Abbildungen des $eba find zwar gröftentheils der Natur fehr getreü; allein theils find die Befchreibungen fehr mager, oft gar falfch, theils ift diefes ein zu koftbares Werk, als dafs es von vielen genutzt wer- den könnte. Hingegen die Befchreibungen in Rumpus Amboin. Raritäten-Kam. zer, find gröftentheils gut, aber die Zeichnungen theils nicht genau, theils

gehö-

VORERINNERUNG. 7

gehören fie nicht zur Belchreibung,, fondern find von einem andern als Rumph felbft, nur hinzugefügt. Des Jonstons Hif. natur. de Exfanguibus ift wenig oder gar nicht brauchbar. Alles, was man fonft von den Krebfen findet, ift in fo vielen Werken und Reifebefchreibungen zerftreüet, dafs wenige fich eine fo koftbare Bibliothek anfchaffen können, um alles beyfammen zu ha- ben, was über diefen Gegenftand bekannt gemacht ift. Mit natürlichen Far- ben abgebildete Krebfe, haben wir noch gar keine, auffer denen wenigen im Cazesby und Suker, und die elenden Schmierereien des Renard. In denen Naturfyftemen des Ritters Linneus und Prof. Fabricius finden wir zwar fchon eine beträchtliche Anzahl von Krebsarten, aber theils erlauben die engen Gränzen des Syftems keine vollftändige Naturgefchichte, theils fehlt auch fo viel, dafs alle Synonymen genau berichtiget, oder die Citationen richtig wä- ren, welches wegen der fehlerhaften Abbildungen auch nicht möglich war dafs wohl gewifs nirgends nıehr Verwirrung gefunden wird, als eben bey diefen Krebfen. Um diefes Chaos zu entwickeln, wird in der That eine unermüdete Gedult, vieljährige Arbeit, und ein Zufammenflufs von Hülfs-

mitteln erfordert, worauf wenige fich Hofnung machen können.

Ich hoffe daher, dafs es keinem Kenner tadelnswerth oder überflüßig fcheinen wird, dafs ich diefe befchwerliche Arbeit übernommen habe, die Naturgefchichte und Befchreibung der Krebfe und ihrer verfchiedenen Arten fo genau und gründlich zu bearbeiten, als es meine Kräfte und die Gelegenhei- ten erlaubt haben, wodurch ich hauptfächlich zu diefem Vorhaben veranlaffet

worden

8 VORERINNERUNG. \

worden bin. Es wäre fchon Verdienft genug, wenn ich auch nichts weiter

gethan, als dafs ich die fchon bekannten Krebsarten genau und richtig abge- kildet, die vielen verworrenen Citationen berichtiget, und die Synonymen ergänzt hätte, welches in der That eine fehr verdrielsliche Arbeit ift. Allein ich habe auch das Linneifche Syftem über zwey Drittel vermehrt, indem ich sicht nur aus vielen feltenen und koftbaren Werken und Reifebefchreibun- gen alles zufammengetragen habe, was diefen Gegenftand betrifft, fondern ich habe auch viele ganz neüe Species hinzugefügt, welche bisher noch nir+ gends befckrieben und nech weniger abgebildet find. Die Hülfsmittel, wel-

che mir diefe Arbeit erleichterten, find theils meine eigene Sammlung, die aus

6o. bis 70, verfchiedenen Arten befteht, theils die grofsmüthige Unterftützung _

vieler Naturfreünde. Durch Vermittlung der Herren Cheumitz und Spengler in Coppenhagen, habe ich von einem gefchickten Mahler die in den Coppenhagen- fchen Cabinettern befindlichen und mir fehlenden Originale mit vielen Koften abmahlen laffen. Der Herr Prof. Fabricius in Kiel fchickte mir alle feine auf feinen Reifen gefammelte Krebsarten, in Natura, die ich, fo wie die meini- gen felbft auf das genauefte gezeichnet und ausgemahlt habe. Andre, z. E. Hr. Spengler und Hr. Fuefsly fchenkten mir ihre Doubletten, felbft zum Theil alles was fie hatten, mit freündfchaftlickfter Großmuth. Nicht nur die hiefi- gen Naturfreünde erlaubten mir einen freien Gebrauch ihrer Bibliotheken, fondern auch auswärtige fchickten mir die verlangten oft koftbaren ‘Werke “auf ihre Koften und auf ihre Gefahr einer auf weitem Tranfport fo leicht zu beförchtenden Befchädigung, von welchen ich den Herrn Amtmann Honkeny

zu Golm zu nennen mich nicht enthalten kann. Es hat zwar niemand mei-

nen

VORERINNERUNGC. 5

nen offentlichen Dank gefordert, allein ich halte mich dazu verpflichtet, um alle Naturfreiinde zu einer folchen gemeinfchaftlichen und gegenfeitigen Un-' terftützung zu ermuntern, die, fo wie die würdigfte Nachahmung der all-

gemein wohlthätigen Natur, alfo auch das kürzefte und kräftigfte Mittel zu

Vervollkommung der Naturgefchichte ift.

Es würde mir leicht gewefen feyn, die in diefem Werk befchriebene Krebsarten noch mit vielen zu vermehren, wenn ich alle diejenige hätte hin- zufügen wollen, welche ich in denen ältern Schriftftellern, z. E. im Belonins , Rondelet, Gefner, Jonflon, und andern gefunden habe. Allein die Befchrei- bungen find zu unbeftimmt, diefe Schriftfteller in Anfehung der Benennun- gen fo widerfprechend und verwirret, dafs es befler ift, diefe Arten fo lange der Vergeflenheit zu übergeben, bis man durch Erblickung mehrerer Origi- nale im Stande ift, diefe Verwirrungen zu entwickeln. Ich habe daher auch obige Werke nur fo viel genutzt, als ich in denfelben folche Arten gefun- den habe, wobey ich die Natur felbft vor Augen haben konnte, oder welche in neüern Schriftfteliern berichtiget find. Villeicht würde es auch vielen lieb gewefen feyn, wenn ich von einer jeden befchriebenen Species eine Abbildung gegeben hätte, um dadurch alle übrige zum Theil koftbare Werke entbehr- lich zu machen. Allein ich hätte alsdann vieles abcopieren müffen, für des- fen Zuverläßigkeit ich nicht ftehen kann; und fo wie dem Naturforfcher nicht damit gedient feyn kann, was nicht zuverläßig ift, fo wird auch da- durch mehr Verwirrung als Aufklärung verurfacht. Nur wenige Abbildungen habe ich aus dem Rumph, Seba, Pennant, Pallas und aus einigen Reifebefchrei-

B bungen

10 VORERINNERUNG.

bungen entlehnt. Einige unbekannte Arten fand ich in einem koftbaren Ma- nufeript des berühmten Pazers Plumier, unter dem Tittel: Zoographia Ameri- cana, zpifces €&5 volatilia continens, authore R. P. Car. Plumier. Diefes Manu- fcript, welches der Hr. Dr. Bloch in feiner Bibliothek aufbewahret, ift voll von faubern Zeichnungen, welche diefer fcharfinnige Naturforfcher auf fei-

nen Reifen mit eigener Hand verfertiget hat.

Sollte ich, woran ich nicht zweifle, in der Folge noch mehrere Krebs- arten zu Geficht bekommen, oder von denen jezt nicht abgebildeten Origi- nale oder richtige Zeichnungen auftreiben können, fo werde ich nicht unter- laffen, diefelben als einen Nachtrag zu diefem Werk, oder als einen zwey- ten Theil, denen Freünden der Natur mitzutheilen, und, damit alsdann alles beyfammen fey, auch diejenigen Krebsarten hinzufügen, welche man

felten, oder oft niemals anders als in Verfteinerungen antrift.

Wenn diejenigen Naturfreünde, denen es um Vollfländigkeit zu thun ift, in ihren Sammlungen folche Krebsarten finden follten, oder nachzuwei- fen wüßsten , welche in diefem Werk nicht befindlich find, fo bitte ich fie hiemit Öffentlich, nicht nur in meinem Namen, fondern im Namen aller, welche gern alles beyfammen haben möchten, was zu einem gewiffen Theil der Naturgefchichte gehört, mir diefelben entweder im Original oder durch richtige Zeichnungen freündfchaftlich mitzutheilen; indem ich heilig verfpre- che, ihnen ihr Eigenthum unverfehrt mit herzlichitem Dank wieder zuzu- ftellen. Ueberhaupt werde ich, da es mir nur um Wahrheit und Aufklärung

zu

PVORERINNERUNG. il

zu thun ift, eine jede zuverläfsige Nachricht, eine jede Berichtigung mit aufrichtigftem Dank erkennen und benutzen. ‘Wer da weils, was für eine undankbare Mühe es ift, die unzähligen Synonymen fo vieler Schriftiteller mit einander zu vereinigen, der wird, wenn er hie und da einen Irrthum finden folite, nicht hönifch fpotten, fondern durch liebreiche Zurechtwei-

fung verbeflern. Berlin den 24. Jun. 1781.

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Inhalt des erflen Heftes.

1. Einleitung.

2. Allgemeine Naturgefchichte der Krebfe.

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. Ihr Name.

. Ihr Standort im Syftem, . Ihr Aufenthalt,

. Ihre Nahrung.

4

. Ihre Gröfse und Stärke:

Ihre Farbe.

. Ihre Zeügung und Fortpflanzung.

. Ihre Reprodudion der verlornen Glieder. . Das Abwerfen der Schaale.

. Von den Krebsfteinen.

. Von monftröfen Theilen.

. Ihre Feinde und was ihnen fchädlich, . Ihr Alter.

. Ob der Mond Einflufs auf fie habe,

. Von der Art fie zu fangen.

. Ihr oeconomifcher Gebrauch.

17.

Ihr medicinifcher Gebrauch.

3. Befchreibung der einzelnen Arten,

1. Cancer Curfor.

2. Cancer Caninus.

3. Cancer faratan.

4. a. Cancer Vocans minor. b. C. Vocans major.

s, Cancer rhomboides.

6. Cancer angulatus.

ICE 13

Wunderbar ift Gott in allen Werken der Schöpfung, von welchen er die einzige ewige Urfach it. Alles was da ift, es fey in jenen unermefslichen Höhen des Firmaments, oder Teleitane: in den verborgenften Tiefen der Erde, oder in den unzugänglichen Abgründen des Meers, das alles giebt uns einen Beweis, von der Weisheit, Macht und Güte des unendlichen

Schöpfers, und ermuntert uns, dies Wefen aller Wefen zu preifen.

Die ganze fichtbare Schöpfung ift für den Menfchen; er foll fie genieffen oder betrach- ten. Es kann etwas Jahrhunderte hindurch der ganzen vernünftigen Welt verborgen bleiben, fo verliert es dadurch feine Beflimmung nicht. So bald es aus der Verborgenheit hervorge- zogen wird, hat der Menfch das Recht, es zu gebrauchen, und die Pflicht, feinen Schö-

pfer darinn zu erkennen, zu bewundern und zu verherrlichen.

Die Bemühung, die Natur in allen ihren Theilen kennen zu lernen, die aus derfelben überall hervorleüchtenden Strahlen der Gottheit, der Welt zu zeigen; fie auf die unendliche Mannigfaltigkeit der Dinge, und der immer gleich groffen Ordnung und Kunft eines jeden

aufmerkfam zu machen, ift wahrer Gottesdienf.

Man braucht nicht eine Welt voll Gefchöpfe vor Augen zu haben, um die Allmacht und Weisheit ihres Urhebers zu erblicken. Dies Licht ift zu ftark für unfer fchwaches Ge- ficht; es blendet und betaübt. Ein jedes einzelnes Gefchlecht predigt laut genug die Gröfse des Herrn. Jedes einzelnes Thier, jede Pflanze, fchon ein Sandkorn verfenkt den Forfcher

in ein Meer von Betrachtungen.

14 EINLEITUNG.

Zu einer gründlichen Kenntnifs der Natur ift nöthig, dafs jede einzelne Gattung von Gefchöpfen befonders vorgenommen, alle dazu gehörige Arten gefondert, und mit einander verglichen werden. Dies wird nicht nur ein Leitfaden zur Erferfchung der innern Haushaltung einer jeden, fondern es fchafft auch ein unnennbares Vergnügen, die unmerklichen Abweichun- gen und die unbefchreibliche Mannigfaltigkeit zu bemerken, und dafs nichts ohne Urfach if, fondern ein jedes gerade darum von dem andern abweicht, weil es feine befondere Lebens-

art fo erfordert.

ich habe in gegenwärtiger Schrift die Naturgefchicht eines Thiergefchlechts abzuhandeln erwählt, wobey noch viele Dunkelheit und Verwirrung herrfcht, welches fehr viel eigenes hat, und auf welches bis jezt die Liebhaberey nicht fehr gefallen ift. Ich werde glauben nicht umfonft gearbeitet zu haben, wenn meine Bemühungen etwas dazu beytragen werden, mehr Deutlichkeit und Ordnung über diefe Thiergattung zu verbreiten, die Naturfreünde aufmerk-

famer auf diefe Gefchöpfe zu machen, und irgend jemand zur fiillen Bewunderung und An-

bettung des weifen und gütigen Gottes zu erwecken.

2

So gewils es it, dafs zu unfern Zeiten die Kenntnifs der Natur fo wohl richtiger, als auch ausgebreiteter ift, wie bey unfern Vorfahren, fo wäre es doch auch ficherlich ein fehr eitler Stolz, und eine noch gröflere Undankbarkeit, wenn wir ihnen alle Einfichten in der Naturgefchichte abfprechen, und fie einer gänzlichen Unwiffenheit befchuldigen wollten. Es ift wahr, wir finden in ihren Schriften fehr viel fabelhaftes; fie geben von manchen Er- fcheinungen in der Natur folche Erklärungen, die uns höchft lächerlich vorkommen. Sie glaubten die Natur zu entehren, wenn fie nicht ihren Wirkungen das Anfehen des aufferor- dentlichen und wunderbaren gäben. Allein follten wir nicht manches nur darum für Fabeln

halten, weil es fich mit unfern Hypothefen nicht reimen will? Man braucht nicht ein blin-

EINLEITUNG. 5

der Verehrer und Anbetter der Alten zu feyn, um ihnen die Gerechtigkeit wiederfahren zw laffen, dafs dasjenige, was fie uns aus der Naturgefchichte oft fo umftändlich und zuverficht- lich erzählen, darum nicht gleich für Märchen zu halten fey, wenn es gleich nicht mit un. fern Bemerkungen überein kommt. Es fehlt auch nicht an Beyfpielen, wie oft wir ihnen durch ein folches unrühmliches Vorurtheil Unrecht thun. Denn, um nur eines anzuführen , wie oft hat man fich fchon über den von unfern Vorfahren behaupteten Schwanengefang luftig gemacht? Jeder Anfänger, der kaum einen Blick in die Natur gethan hatte, bedauerte die Einfalt der Alten mit verächtlichem Mitleiden; und doch lehren uns die neüeften Beobachtun« gen, dafs diefe Meynung nicht ganz ungegründet gewefen ift. Die Neüerungsfucht ift keiner Wiflenfchaft fchädlicher, als der Naturgefchichte, und es ift Pflicht für jeden, der die Natur gründlich ftudieren will, dafs er nicht blofs bey denen neüeften Entdeckungen ftehen. bleibe , fondern dafs er auch die Neynungen der Alten. mit zu Rath ziehe und fich von ihnen zu man-

cher Entdeckung leiten laffe, die ihm fonft villeicht unbekannt geblieben feyn. würde,

2 Wenige Theile der Naturgefchichte fcheinen den Alten völlig, unbekannt gewefen zu feyn. Wenn fie auch von manchen Dingen in ihren phyficalifchen oder medicinifchen Schrif- ten nichts erwähnen, fo finden wir doch oft in ihren moralifchen, philofophifchen und po£ti- fchen Schriften folche Anfpielungen und Gleichnifse aus der Natur, die uns mehr Kenntnifs derfelben errathen laffen, als wir ihnen zugetrauet hätten. Auch was dem Zweig der Natur- gefchichte betrift, deflen Zergliederung ich in diefer Schrift vornehme, fo hatten unfre Vor-

\

fahren fchon viele und richtige Beobachtungen davon gemacht.

4-

Unter die Schriftfteller der ältern Zeit, die auf die Naturgefchichte der Krebfe aufmerk- =m— Schriftitel-

fam gewefen find, gehöret vornemlich ARISTOTELES, der Altvater der Naturgefchichte, ler

16 EINLEITUNG.

Man findet Beobachtungen von ihm, fowohl in feiner Hifforia animalium, als auch in [einen Abhandlungen de generatione, de partibus, de refpiratione. Prinius hat gleichfalls in feiner Naturgefchichte die Krebfe nicht übergangen. In des FHErıanı hiftoria animalium finden wir unter den fabelhaften auch manche gute Bemerkung. ATHENEUS, fein Zeitgenofle, hat in fei.

nen fo genannten Zibris Deipnofopbifton auch manches Gute von den Krebfen gefagt.

Von den Schriftftellern der mittlern Zeit, welche uns bald mehr, bald weniger von den Cruftaceis berichten, will ich nur folgende, als die merkwürdigften anführen: nemlich aus dem ızten Jahrhunderte: VINCENTIUS in feinem fpecwlo naturali. Aus dem ı6ten Jahrhun- derte: CARDANUS de rerum varietate. SCALIGER Exercitationes adverfus Cardanum. Scali- ger Comment. in Ariftot. bift. Animal. Petr. BELLONIUS de natzıra aquatilium. H. SALVIANI de pifeibus. BARTHOLINUS de zatıra. RONDELETIUS de pifeibus. GESNERUS bijtor. ani- malium; diefer hat faft alles gelammelt und zufammengetragen, was er bey feinen Vorgän- gern gefunden. Ein gleiches that im ıyten Jahrhundert J. Sachs von Lewerheimb in feiner Gammarologia. Francof. 1661. Diefes Werk würde nutzbarer feyn, wenn es nicht nach da- maligem Gebrauch, um viele Belefenheit und Gelehrfamkeit zu zeigen, fich zu oft und zu lange bey Nebendingen aufgehalten hätte, die gar nicht dahin gehören, und wodurch auch der gedultigfte Lefer ermüdet und verdriefslich gemacht werden mufs. Noch gehören in die- fem Jahrhunderte: ALDROVANDI Trad. de animalibus exfangı:ihbus. NIERENBERG de mira- culofis nmaturalibus terre promijle: F. SPERLINGII Zoologia phyfica. Jon. DE LET in fei- ner Befchryvinge van Weflindien. Leiden. 1633. fol. Als darauf GEORG MARGGRAF ein holl, Arzt mit W. Pıso, der auch ein holländifcher Arzt war, nach Brafilien gieng, um die Na- turgefchichte diefes Landes zu unterfuchen, Marggraf aber 1644 in Africa ftarb, fo gab ‚Joh. de Let deflen hinterlaffene bifloriam rerum naturalium Braflie zu Amfterdam 1648 in folio heraus, welche nachher weit vermehrter nebft des Pifozis medicina Brafilienfi mit Se Bon- ziä Anmerkungen, unter dem Tittel: Gz. Pifonis de Indie utrinfque ve naturali & medica

Libri

EINLEITUNG. 17

Libri quatuordecim. Amflerd. 1658. in fol. herausgegeben worden ift. SCHWENKFELD Tbe- riotropheum Silefie, befchreibt nur den Flufskrebs. HENTSCHEL Diff. de Cancris. 1661. Li- Bavıus Dil). de Gammaris. 1610. MUKALTO Anatomia Aftaci in feinem Vadem. anatom, 1677. Da des HARVEII Generatio Orzftatorum verloren gegangen ıft, fo lälst fich deflen

Werth nicht beurtheilen.

So wie überhaupt das ıgt® Jahrhundert der Naturgefchichte viele Aufklärung ertheilt hat, To hat auch die Kenntnifs der Krebfe an derfelben ihren Antheil bekommen. Die Hab- Tucht, welche fonft allein die Menfchen in fremde Länder trieb, war befriediget, oder viel- mehr fie konnte nicht mehr fo gefchwind befriediget werden, da man der Natur ihren lang- gelfammleten Vorrath mit unerfättlicher Gierigkeit entriffen hatte. Man mufste nun theils auf diejenigen Naturproducte aufmerkfamer werden, die man bisher, weil fie keinen gefchwinden Reichthum verfprachen , verachtet hatte; theils war auch der Begriff des Wunderbaren all- mählig verraucht, womit die Phantafie bisher die Köpfe derer, welche neüe, unbekannte Länder auffuchten, erfüllt hatte, und wodurch die Kenntnifs der Wahrheit fo fehr aufgehal- ten wird. Man wollte denen übertriebenen und fabelhaften Erzählungen nicht fo recht mehr trauen, womit die Reifebefchreibungen ausgefchmückt waren. Leüte von gefeztem Gemüthe, und die befler mit Wiffenfchaften und Naturkenntnifs ausgerüftet waren, wagten es, fich den Gefährlichkeiten auf der See, und denen gleich groffen Gefahren eines ihrer Natur zu wenig angemeflenen Clima’s auszufetzen, nicht um Schätze zu fammeln, fondern um Kraüter zu {uchen, Vögel zu fchieflen und Fifche auszutrocknen. Diefer edle Eifer für die Naturgefchichte bereicherte nicht nur unfere Kenntnifs mit unzähligen neüen Gegenfländen aus fremden Welt. theilen, fondern es wurden zugleich diejenigen, welche kiehe foiche gefährliche und koftbare Reifen unternehmen konnten, aufmerkfamer auf die Naturproducte ihres eigenen Vaterlandes. Die menfchliche Aufmerkfamkeit will erft durch etwas aufferordentliches und wunderbares rege gemacht werden. Je mehr man nun bey aller Verfchiedenheit der Naturkörper nach Befchaf- fenheit des Climat’s doch auch immer eine gewifle beftändige Gleichförmigkeit in der Natur

c

18 EINLEITUNG,

wahrnahm, defto mehr reizte das zu neüen und forgfältigern Unterfuchungen ; bis endlich die Naturgefchichte das Lieblingsftudium unfrer Zeit geworden ift. In vielen Theilen derfel- ben herr[chte zwar immer noch viele Verwirrung ; je forgfältiger man aber die Körper in be. flimmte Claffen und Ordnungen brachte, defto mehr entwickelte fich ihre Mannigfaltigkeit , defto leichter wurde es, fie zu überfehen, und die Seele bekam immer mehr Stoff zu Be-

trachtungen und zur Bewunderung des Schöpfers.

Es würde zu weitlauig und auch überflüfsig feyn, alle die Schriftfteller anzuführen, bey welchen ich hie und da zerftreüte kleine Bemerkungen über die Krebfe gefunden habe’;

es fey genug, einige der vornehmften Schriften anzuführen.

Unter denen, worinn Abbildungen von Krebfen gefunden werden, rechne ich folgen- de: J. Jonston’s Hiftoria naturalis de exfanguibus aguaticis; dies Werk ift wenig brauch- bar, denn die Abbildungen find gröftentheils nur aus dem Rozzdelet, Gefner und andern äl- tern Werken copirt, wobey die Unterfcheidungskennzeichen fo unkenntlich und unbeftimmt find, dafs fich aus denfelben fchiechterdings keine fyltematifche Kenntnifs hernehmen läfst, daher auch weder der Ritter Ziznd noch andre Syftematiker ihn anführen; auch ich habe ihn nur da citirt, wo ich meiner Sache gewifs war. Rumruri Amboinifche Raritäterkammer. Amft. 1705. ift eines der beften und nützlichften Werke über diefen Gegenftand; da er aber kein Naturfyfiem kannte, fo find auch die Kennzeichen der einzelnen An nicht deütlich genug angezeiget. SEBR Thefaurus animalium T. 111. ift in Anfehung der Abbildungen das befte Werk, was man bisher über die Krebfe gehabt hat, nur Schade dafs der Text fo we- nig der Schönheit und Genauigkeit der Kupfer entfpricht. KNoRR in feinen Dedliczis nature hat einige wenige Krebfe mit Farben abgebildet; auch findet man einige ausgemahlte in des CATESBY Imag. Pifcium. fol. Norimb.; dem Tittel nach verfpricht am meiften L. RENARD poijfors,, ecrevifles &9 crabes de diverfes conleurs &5 figures, que Fon tromve autour des Isles

Molucgues & fur les cötes des terres auftrales. a Amfterd. 1754. fol. Allein fchon der bloffe

EINLEITUNG. 19

Anblick zeigt das abgefchmackte, buntfcheckigte und erdichtete diefer Abbildungen, dafs es nicht einmal verdienet angeführt zu werden. Noch findet man einige Krebfe mit natürlichen Farben in RösELS Infeetenbeluffigungen. T. II. und in SULZERS Gefchichte der Infecten, fo wie mit fchwarzen Kupfern in Hans SLOANE’S voyage to Jamaica. fol. Lond. 1725. BARRE- LII icomes vrariores. BONANNI bifter. rerum natural, Rom. 1773. GRONOVII Bun. fol. Amft. 1763. ROCHEFORT bifloire des Antilles. ]. Prancus de Conchis minus metis. Ve. sıet. 1739. PANTOPPIDANS Nazturgefchichte v. Norwegen. Kop. 1754. PENNANT Britifb Zoe- logy. Vol. IV. Lond. 1777. PHiprs Reifen. WALENTYN Muf. Mufeorum. Frank. 1704. BASTER Opzfeul. febeefiva, Harl. 1759. Pauuas fpicil. Zool. Berol. 1774. T. I. STAT. MüL-

LERS Ueberfetzung des Linneifchen Naturfyftems. BRowN difl. of Jamaica.

Zu den Schriften, in welchen die Krebfe anatomifch unterfucht find, gehören: Bra- SIUS Anatome animalium; RÖörEL T. IL. Porriıus in den Sammlungen der Kaiferl. Aca- demie der Naturforfcher. SWAMMERDAMS Bibel der Natur. Miınası Differtazione fl tim.

panetto del’ udite feoperto nel Granchio Paguro &5 Julla bizarra di Ini vita. Napoli. 1778. 8.

Endlich fo findet man Nachrichten ohne Kupfer von den Krebfen in fo vielen Schrif- ten, dafs ich nur die wichtigften anführen kann. LINNE' Syflema Natur. Linn. Fauna fueci- ca. Linn. Muf. Lud. Ur. Faprıcı fyf. Entomolog. Fabric. Reife mach Norvegen. Eiufa. Species infedorum. T. ı. O. Fabricii Fauna Grerlandica. H. STRÖMS pbyfiske och econo- miske Beferiv. over Söndmör. Sore. 1762. Ada Hafnienf. Ada Nidrofienfia.a MÜLLER pro. drom. Zool. Dan. 1776. FORSKAL Deferiptiones animalium. 1775. Ada Helvetica. OLDEN- DORPS Gefehichte der Mifion. LaBaT Voyage aux Isles de PAmerique. Kaıms Reifen nach

Nordamerica. 1754. BRÜNNICHII Ichthyologia Mafflienfs. Hafn. 1768. &c.

PE) EINLEITUNG.

5.

Ich habe der Ordnung am beften gemäfs gefunden, diefes Werk in folgende

drey Abfchnitte einzutheilen.

Der erfte Abfehnitt foll die allgemeine Naturgefchichte der Krebfe enthalten,

Der zweyze die Befchreibung der verfchiedenen Arten.

Der dritte endlich die anatomilche Zergliederung einiger Arten,

Erfter Abfchnitt.

Allgemeine Naturgefchichte der Krebfe

To.

D.; deütfche Wort Krebs heifst im Niederfächfifchen Kreves, fchwedifch Kräfseta, oder mm Krabba, holl. Kreeft, Krevet, Krevifle, engl. Crevice, franz. Ecreviffe. Ob alle diefe un- er ter einander ähnliche Benennungen vom Griechifchen Kasse; herkommen , das ei ich .andern zu entfcheiden. Auch will ich es nicht ausmachen, ob die Griechen diefes Thier darum fo genannt haben, weil es einer mit krummen und geraden Zafeın befezten Wurzel

gleicht, oder ob man die Wurzel nach dem Krebs genannt. So viel ift gewils, dafs es Wur.

zeln giebt, die fehr viele Achnlichkeit mit einem Krebs., oder Krebfe, die fehr viele Aehn-

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22 Erfter Abf[chnitt.

lichkeit mit einer Wurzel haben. Man betrachte nur die hier fig. A. abgebildete Paffinak- Wur- zel, welche D. Berniz in Pohlen gefunden, und in den Mifeellaneis $, R. I. Acad. Natur. Cur. An. I. Dec. I. Obf. 98. p. 173. befchrieben hat. So hat auch die Rad, ferpent. vulg. rubra eben um ihrer krebsförmigen Geftalt willen den Namen Krebswarzel erhalten. Wer da wünfcht, dafs das Wort KREBS deütfchen Urfprungs feyn mögte, der wird es entweder vom Niederdeütfchen KRUPEN (repere) herleiten müffen, weil fich diefes Thier durch feinen rück- wärtskriechenden Gang vor andern auszeichnet, oder vom Niederfächfifchen gripez, greifen , weil diefes Thier alles mit feinen Scheeren ergreift und fefthält. Einige Etymologen geben dem Wort Krebs einen gleichen Urfprung mit Krabbe, angelf. Crabba, fchwed. Krabba, griech. Kapußos, engl. tbe Krab, franz. Orabe, holl. Krabbe, ital. Gambaro, und leiten es her vom krabbelz, welches eigentlich ein iterativum und diminutivum von krazen ift, und entweder als ein Neutrum mit dem Hülfsworte feyz fo viel heifst als, auf Händen und Füffen mühfam kriechen, oder als ein Adtivum die Bedeütung hat, mit den Spitzen der Finger lecker begreifen oder fanft kratzen, wie das italiänifche grappeggiare. Auch braucht man im Nieder. fächfifchen das Wort krabbela, wenn ein Thier mit vielen Füffen, oder wenn mehrere Thiere hurtig und dicht unter einander herum kriechen. In allen diefen Benennungen fcheint eine Aehnlichkeit mit dem Umherkriechen diefes achtfüfsigen Thieres zu liegen, daher fie faft in allen lebendigen Sprachen beybehalten find. Im Syftem pflegt man nur diejenigen Krebsarten Krabben zu nennen, welche kleine kurze Schwänze haben, die fie unter den Leib feft anzu- legen pflegen; und da der Rückenfchild bey vielen hinten etwas breiter wird und herunter- hängt, wodurch er die Geftalt einer Tafche bekommt, fo hat man, um diefer Achnlichkeit willen, denen Krabben auch oft den Beynamen Tafchenkrebfe gegeben; doch beftimmt man auch hiemit oft nur eine gewifle einzelne Art, wie unten angezeigt werden wird. Im Lateini- fchen heiffen die Krabben gewöhnlich Caxzeri, und die langgefchwänzten Aflaci, obgleich auch diefe Benennungen von vielen in einem bald allgemeinern bald eingefchränktern Sinn ge- braucht werden; fo wie Linneus das Wort Cancer fogar zum Gefchlechtsnamen gemacht hat,

weiches aber leicht Mifsverftand verurfachen kann.

Erfter Abfchniti. 23

Für diejenigen, welche etwa die Japonifche Nomenclatur lieben, will ich noch diefes hinzufügen. Ihr allgemeiner Name, womit fie diefes Gefchlecht bezeichnen, ift Jebi. Ihre Verfchiedenheit wird durch ewiile Beyworte, die hinzugefügt werden, ausgedrückt. Jebifako ift der gemeine kleine Krebs, der an den Küften des balthifchen Meeres im Ueberflufs ge- funden wird. Der Si- Jebi ift nicht fehr von dem gemeinen Krebs verfchieden; der Dekma- Jebi gleicht auch dem gemeinen Krebs, und lebt blos im füffen Waffer, wird auch nach einem jährlichen Alter fchwarz. Der Kaurzum- Jebi hat die Länge eines Fufses, der Schwanz ift fchwarz, und verurfacht Bauchfchmerzen und Kolic. Der gewöhnliche Flufskrebs heifst Koni. Eine andere Art, vermuthlich der ©. cazerinus heifst Kabzlogani oder auch Unkiu, und hat am Kopf ein fpitziges, langes, zackigtes Schwerdt. Der Sincigani oder eingekerbte Krebs ift überall voll Warzen, auffer nicht an den Hinterfüffen, welche glatt und beynahe

walzenförmig find.

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$o wie man beynahe unter allen Claffen der Thiere Amphibien findet, das heifst, fol- —— Ihr Standort im Syftem.

che, die fich in mehrern als in einem Element aufhalten, und fich bald in diefes bald in jenes begeben, fo könnte man auch die Krebfe wohl unter folche Amphibien zählen, indem wenigftens einige Arten derfelben fich gröftentheils auf der Erde in Höhlen und Schlupfwin- keln aufhalten, und nur zu gewiflen Zeiten das Wafler fuchen ; andre auch wieder die mei-

fie Zeit im Wafler leben, und nur dann und wann ans Ufer fleigen.

Allein wo ift denn nun eigentlich im Naturreich der Ort, wohin fie zu ftellen find ? An welche zwey Glieder der groflen Kette der Natur find fie geknüpft? Wenn uns wirklich fchon ein jedes einzelnes Glied diefer unermefslichen Kette bekannt wäre, fo würde es auch nicht fchwer werden, einem jeden Thiergefchlecht feinen Rang zu beftimmen. Allein was iind alle unfere Naturfyfieme und Stufenfolgen mehr als abgeriffene Theile derfelben, die wir

in eine bald mehr bald weniger fcheinbare Ordnung zufammenknüpfen, und ohne Aufhören

24 Erfter Abfchnitt.

neüe Glieder dazwilchen Ichieben, oder fie anderswo verfetzen. Auch bey diefer Gattung der Creaturen, zeigen fich die Schranken unfers Wiflens. Man hat die Krebfe bald unter die Schaalthiere, bald unter die Fifche, bald unter die Infecten gefetzt. Diejenigen, welche das erfte thun, theilen die Schaalthiere in Crzftacea, oder wie Plinixs fie nennet, Oruflata, und in Tefacea ; die erften find die Krebfe, die andern die Conchylien, und man fetzet die Cruftacea zwilchen die Mollufca und Teftacea, denn mit jenen Haken fie das gemein, dafs fie von auflen mit einer obgleich weichen und zerbrechlichen Rinde umgeben find, daher fie auch im Griechifchen woraxögrgere genennet werden. Diefe Rangordnung hat etwas gefallendes; und fie ift der Natur gemäfser, als wenn viele fie unter die Filche gefetzt haben. Ihre Schaa- le hat in Anfehung der Glätte und Farben fehr viel ähnliches mit den Schneckenhaüfern ; fie leben mit den Schnecken gemeinfchaftlich, und ihre Nahrung ift groffentheils diefelbe, Allein dem ohngeachtet find die hart und weichfchaaligten Thiere in Anfehung der meiften Stücke zu welfentlich von einander verichieden, als dafs fie fo nahe zufammen ftehen könnten. Denn die aüffere Schaale ift bey denen Gonchylien nicht eigentlich ein Theil ihres Körpers, fondern zur ihre Wohnung; die felbft hingegen haben einen fehr weichen und fchleimigten Körper. Die Schaale der Krebfe hingegen ift gewiffermaflen ihre eigene Haut, die das Fleifch ein- fchliefst; oder man könnte auch fagen ihre Knochen, die bey ihnen aufferhalb, bey denen übrigen Thieren aber innerhalb finde Und überhaupt ihr ganzer Bau, ihre Lebensart, die doch auch io. der Gefchlechtsordnung mit in Betrachtung gezogen werden follte, entfernt fich fo weit von denen mollufeis und teftaceis, dafs die Natur fich hier einen Sprung erlaubt haben müfste, der nicht wahrfcheinlich ift. Dies brachte fcharffinnige Naturforfcher auf die Gedanken, denen Krebfen andere Nachbaren im Naturreich aufzufuchen, und man mufste natürlicher Weife dabey auf die Infecten fallen, - indem ihr ganzer Bau, und felbft ihre Oe- <conomie mit diefen fehr viel gleichförmiges hat. Denn da es ein welentliches Kennzeichen der Infecten ift, dafs ihr Körper durch verfchiedene Einfchnitte getheilt it, und bald der Kopf von der Bruft, oder diefe vom Hinterleib, oder alle drey von einander abgefondert,

wınd nur durch einen bald breitern bald engern Canal mit einander verbunden find, fo findet

man

Erfter Abfchnitt. 2x

an auch bey den Krebfen einen ähnlichen Einfchnitt, wodurch die Bruft vom Hinterleib ge- wiffermaflen abgefondert wird. Sieht man zugleich auf den Bau ihrer Füffe, auf das denen Infecten allein eigene der Fühlhörner, auf ihre Lebensart, fo bleibt wohl kein Zweifel übrig, dafs die Krebfe wirkliche Infecten find. Man könnte auch das öftere Ablegen der Haut als ein Kennzeichen anfehen, dafs fie zu den Infecten gehören, wenn nicht dies auch einigen

andern Thieren, z. E. denen Schlangen eigen wäre.

Weit gröffere Schwierigkeiten aber macht es, denen Krebfen im entomologifchen Sy- ftem einen fchicklichen Platz zu geben. Es ift bekannt, dafs der Ritzer Linne'us alle Infe- eten welche keine Flügel haben in eize Clafle zufammengebracht hat. Da fiehet man denn nun freylich manche Infecten neben einander, wo doch gar kein Uebergang von einer Art zur an- dern zu finden it. Dem erften Änfchein nach, fcheint zwar eine Spinne und eine kleine Krabbe noch fo ziemlich zufammen zu gehören, allein welcher Sprung ift nicht zwifchen ei- nem Hummer und einer Kreüzfpinne, und wer kann glauben, dafs der Schöpfer diefe beiden Thiere auf der groflen Leiter der Natur auf die zunächft neben einander ftehenden Sproffen

geftellt habe ?

Da in denen bisher bekannten Infectenfyftemen die hartfchaaligten Infecten, ( Coleopte- ra) die erfte Ordnung ausmachen, deren Körper, Kopf, Bruft und Hinterleib mit einer horn- artigen Haut bedeckt it, die man Se ilkettgallen für die Knochen des Thieres halten kann, weil die Muskeln in diefelbe eingepflanzt find, fo fcheinen mir die Krebfe hierinn fo viel übereinfimmendes zu haben, dafs ich es für eine nicht ganz unfchickliche Stelle hielte, die Krebfe und einige andere Aptera gleich voran unter die Co/eoptera zu fetzen. Man dürfte nur gleich diefelben in zwo Claffen theilen, nemlich ohne Flügel und mit Flügeln. Der Moluk- kifche Krebs ( Monoculus polyphemus Linn.) würde denn alfo etwa das erfte Infect feyn, und

indem er mit der Schildkröte manche Aehnlichkeit hat *), fo könnte durch ihn das Infecten-

—— 20720414 m 0

*) Infonderheit auch diefe, dafs der Krebs fo gut als die Schildkröte ein Amphibium kann genannt

werden.

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Vaneo GER

Ihr Aufent- halt.

26 Erfier Abf[chnmitt.

reich mit dem übrigen Thierreich verbunden werden. Unter denen Coleopteris mit Flügeln, müfsten alsdann diejenigen zuerft kommen, deren Oberfügel fo zufammengewachfen find, dafs fie gewiffermaflen nur eine Schaale ausmachen, und auch keine Unterflügel haben. Schon die Gröffe der Krebfe fcheint es zu fodern, dafs fe voranftehen. Ich geftehe es gerne, dafs auch hiebey manche Schwierigkeiten obwalten, welche aber doch groffentheils dadurch ge- mindert werden, wenn man die Gefchlechter vervielfältiget, und manche Infecten von ein. ander bringt, die Linzezs unter ein Gefchlecht gefetzt hat, als welches noch aus mehrern Urfachen nothwendig zu feyn fcheinet. Doch da es eigentlich hier nicht der Ort ilt, dies aus ‚einander zu fetzen, fo behalte ich mir es bey einer andern Gelegenheit vor, und will das bisher gefagte blos als eine Meynung oder als einen Vorfchlag angefehen wiffen, der

fcharfüinnigen Naturforfchern Gelegenheit zum Nachdenken geben kann,

3:

In allen Gegenden der Welt, wo Gewäffer find, pflegt man auch Krebfe zu finden, auffer nur in Siberien hat man bisher noch keine finden können. Dem ohngeachtet ift ihr Aufenthalt fehr verfchieden, und richtet fich nach der ihnen fchon von der Natur gegebenen Anweifung. Denn einige wohnen auf dem Lande, andre im Wafler. Von denen, welche auf dem Lande wohnen, lieben einige trockne Oerter, und pflegen fich gern auf den Bergen aufzuhalten, wo fie fich, wie die Kaninchen unter der Erde ihre Höhlen machen. Andre lieben mehr fumpfigte Gegenden, und diefe wählen fich gemeiniglich die Ufer der Gewäffer zum Wohnplatz, und halten fich entweder in den falzigen Sümpfen am Meer felbft auf, oder fie machen fich Höhlen unter den Wurzeln der Baüme und Geftraüche und unter den Steinen, doch fo, dafs das Wafler zur Fluttzeit fie erreichen kann, und fie befpühlt. An. dre fuchen fich die Felfenritzen A Schlupfwinkeln auf, und gehen gemeiniglich nur des Nachts auf ihre Nahrung aus. Doch haben alle Landkrebfe eine geheime Neigung zum Waf-

fer, und find daher für wahre Amphibien zu halten, daher fie auch nicht unterlaffen, we-

Erfter Abf[chnitt. 27 nigftens einmal im Jahr fich in diefem Element zu erquicken. Alle Landkrebfe können auch in fo fern Seekrebfe genannt werden, weil fie fich niemals-blos mit füffem Wafler begnügen, auch nicht ihre Eyer BeeieTben anvertrauen, fo nahe es ihnen auch feyn mag, fondern fie übernehmen lieber die gröften Mühfeligkeiten, um nur die See zu erreichen.

Die Wafferkrebfe halten fich entweder im füflen oder im falzigen Wafler auf. Unter jenen ift uns allein hier zu Lande der Flufskrebs bekannt, und einige kleine Garneelaffel. arten; ob es gleich in andern Welttheilen noch einige andere, ja auch Krabbenarten giebt, die in Flüffen wohnen. Der Flufskrebs hält fich entweder in Strömen auf, wo er fich an den Ufern tiefe Höhlungen zu machen pflegt, oder in Teichen, wo fie aber, es müfsten denn die Teiche ausdrücklich für fie befliimmt feyn, nicht gern gelitten werden, weil fie die junge Fifchbrut verzehren, und Löcher in den Damm wühlen, die das Wafler immer gröffer fpühlt, wodurch er mit der Zeit wandelbar wird; oder fieeben in Bächen und unter Steinen, da- her man fie Steinkrebfe zu nennen pflegt; diefe letztern find gemeiniglich etwas kleiner, auf dem Rücken fchwärzer, unten hingegen weiffer,, allein fie find am Gefchmack allen an- dern vorzuziehen, weil fie in den Bächen das reinfte Wafler, und von denen vielen kleinen Fifchen und Fröfchen die befte Nahrung haben, und diefeibe beffer hafchen können.

So arm aber die füffen Wafler an Verfchiedenheit der Krebsarten find einen fo viel gröffern Reichthum ernährt die See. Und unter diefen lieben einige die Tiefen, andre aber finden unter und zwifchen dem Schilf und Seemoos ihren liebften Aufenthalt. Einige lieben die Wärme, andre aber die ftrengfte Kälte, und nähern fich den Polen, es fey nun aus wirklicher Liebe zur Kälte, oder weil fie dafelbft am meiften die ihnen gemäffe Nahrung finden.

Beym Gewitter bleiben die Flufskrebfe nicht gern im Wafler, fondern bemühen fich, aufs Land zu kommen, daher fie alsdann oft mit Laternen oder Fackeln am Ufer aufgefucht werden. Ueberhaupt fteigen alle Krebfe des Nachts gern aus dem Waffer, und fuchen fich

Kraüter und Würmer.

28 Erfter Abfchnite

4-

u nn Wer follte es glauben, wie es uns doch fo viele Alte verfichern, mit deren Namen Ihre Nah.

ee ich einen ziemlichen Platz ausfüllen könnte, wenn ich meine Belefenheit auskramen wollte

wer follte es glauben, dafs die Krebfe fo gefchickte Chymici wären? Sollten nicht alle die- jenigen, welche um das Gold aufzulöfen, und zur Nahrung dienlich zu machen, ihr ganzes Vermögen im Rauch auflöfen, follten, fage ich, nicht diefe billig bey den Krebfen in die Schule gehen? Ja, die Krebfe find die groffen Weltweifen, die den Stein der Weifen ken- nen. Sie fuchen aus dem Sande auf dem Boden der Flüffe und Bäche die kleinen Goldkörner hervor, und genieffen dadurch täglich eine eben fo köftliche Speife, wie Antonius nur ein- mal aus den Händen feiner geliebten O/eopatra zu koften empfieng. Ihr Magen ift der rechte chymifche Ofen, in welchem fich das Gold vermöge ihrer kalten und phlegmatifchen Leibes- befchaffenheit auflöfet, und fich in ihre eigene Subftanz verwandelt. Es ift daher gewils eine fehr undankbare Vergeffenheit, ER: man die Krebfe nicht längft zu einer Univerfal- Arzney vorgefchlagen hat; zumal da fie gar nicht fo geheimnifsvoll mit ihrer Kunft find, wie unfre Goldmacher. Diefen feht man es gewifs nicht an ihren Kleidern und übrigem Anzug an, dafs es nur auf fie felbft ankommt, reicher wie Croelus zu feyn. Die Krebfe hingegen zeigen ei- nem jeden, wer es nur wiflen will, an denen röthlichen Goldflecken, welche überall auf der Schaale hervorkommen, dafs ihr ganzes innerftes aufgelöstes Gold feyn müfle. Um aber nicht diefe armen Krebfe einer gar zu graufamen Nachftellung auszufetzen, kann ich meine Lefer verfichern, dafs auch die Forellen um diefes Geheimnifs wiffen, wie wir folches deüt- lich aus denen rothen Flecken fehen, womit fie befprengt find. Sollte dies aber dennoch je- manden unglaublich vorkommen, dem mufs ich verfichern, dafs ich von einem gleichen un

glauben angefteckt bin.

Weniger unwahrfcheinlich, aber doch noch nicht bewiefen genug, ift die Behauptung, dafs einige Seekrebfe fich mit Ambra nähren. Indeffen wäre dies nichts aufferordentliches, da

derfelbe von mehrern Thieren genoffen, und felbft oft in dem Magen der Wallfifche gefun-

Erftier Abf[chnitt. 29 den wird. Dafs aber der Ambra, die einzige und beftändige Nahrung einiger Krebfe feyn

follte, ift nicht zu glauben.

Eben diefe Bewandnifs hat es auch mit der Meynung, dafs die Flufskrebfe im Win- ter ohne alle Nahrung blieben, fich wie mehrere Infecten in ihren Höhlen zu einem langen Winterfchlaf bequemten, und während diefes Schlafes durch ein balfamifches Centralfalz er- nährt würden, welches fie aus der Erde an fich ziehen feiken In denen Gegenden, wo die Krebfe haüäg find, und wo fich alfo auch am beften Erfahrungen machen laffen, weifs man, - dafs fie auch im Winter Nahrung zu fich nehmen. Indeflen if es gewifs, dafs fie alsdann weit weniger Nahrung finden, und auch weit weniger brauehen. Denn da- fie fchon an fich felbft von kalter Natur find, und alfo wenig ausdünften, fo leiden fie unter dem Eife, bey zugefrornen Flüffen, noch weniger Abgang durch die Ausdünftung, und können fich daher auch

viele Tage lang mit fehr weniger Nahrung behelfen.

Die allgemeinfte und gewiflefte Speife der Krebfe if Fleifch. Ich verfiehe aber hierun- ter alle thierifche Körper; es fey nun Aas von Thieren, oder in der See ertrunkener Men- fchen, oder Fifche, Fröfche, Infecten, Würmer, Mufcheln, Wafferfchnecken; ja felbft ihr eignes Gefchlecht wird nicht von ihnen verfchont, welches von einer auflerordentlichen Gefräfsigkeit zeügt, da fonft die Natur aus gütigen Abfichten denen meiften Thieren, einen natürlichen Abfcheü gegen .die Leichname ihres eigenen Gefchlechts eingepflanzet hat. Ja den Krebfen lüftert fogar nach dem Fleifch lebendiger Menfchen, und nicht felten haben fie eine Zehe des im Waffer watenden Fifchers abgezwickt; doch will ich zu ihrer Entfchuldigung vermuthen, dafs dies mehr aus Selbftvertheidigung als aus Gefräfsigkeit gefchieht. Dafs es zwifchen den Hebridifchen Infeln groffe Hummer geben foll, die wirkliche Menfchenfreffer find, und einen Menfchen, der fich in aller Unfchuld badet, ergreifen, mit fich in die Tiefe ziehen, und erwürgen, das gehört unter die Verleümdungen, wodurch man meine Lieblinge verächtlich